Mit seinen 474 m ist der kleine grüne Berg mit dem Uhrturm heute das unbestrittene Wahrzeichen von Graz. Markant ragt er über den größten noch erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern des deutschsprachigen Raumes empor.
Bereits Kelten und Römer schätzten diesen Platz, und im 10. Jh. spielte ein kleines Kastell ("gradec" - Graz) am Fuße des Berges eine wichtige Rolle im Kampf um die Ostgrenze des Deutschen Reiches. Im Mittelalter entstand auf dem Gipfel eine mächtige Herrschaftsburg, die den Markgrafen und Herzögen der Steiermark als Sitz diente.
Im 16. Jh. erforderte die ständige türkische Bedrohung den Umbau in eine Renaissance-Festung nach italienischem Vorbild. Dieses mächtige Bollwerk, dessen meterdicke Mauern noch heute zu bestaunen sind, konnte nie eingenommen werden. Napoleon selbst veranlaßte 1809, die Festung zu sprengen und in Schutt und Asche zu legen. Nur der Uhrturm und andere Reste, wie die heute für stimmungsvolle Opern- und Konzertaufführungen genutzten "Kasematten", blieben erhalten.
Im 19. Jh. wurde der "Trümmerberg" unter Einbindung der noch bestehenden Gebäude in eine wunderschöne Gartenanlage umgewandelt. Um die Jahrhundertwende kamen die Schloßbergbahn - bequemster der 4 möglichen Anstiege - und das Gipfelrestaurant dazu.
Tip für Kletterfreudige: Eine interessante Möglichkeit (mit einem eindrucksvollen Ausblick) auf den Schloßberg zu gelangen, sind 260 Stufen des Kriegssteiges, auch Schloßbergstiege genannt.
Der kleine Rundgang
Dieser geführte Rundgang startet beim Glockenturm und der drittgrößten Glocke der Steiermark, der "Lisl", die mit exakt 101 Schlägen 3x täglich daran erinnert, daß sie aus ebensovielen türkischen Kanonenkugeln gegossen wurde.
Prädikat sehenswert: das 200 Jahre alte Modell der einstigen Schloßbergfestung und das ehemalige Gefängnis, wegen seiner Form "Baßgeige" genannt.
Zweite Station: die gewaltige Stallbastei. Auch sie wurde einst mit ihren 6 m dicken und 20 m hohen Mauern im 16. Jh. als Vorratslager (Kasematte) genutzt, diente aber auch als Gefängnis. Ausbruchssicher - versteht sich !
Schließlich der Uhrturm, im 13. Jh. erbaut. Sein Herz schlägt seit 1712 für Graz - immer noch mit dem Originaluhrwerk und einer der ältesten Glocken des Landes (1382). Auch die vertauschten Zeiger ändern nichts daran, daß auf seinen über 5 m großen Zifferblättern stets die exakte Zeit abzulesen ist.
Der große Rundgang
Um die historischen und botanischen Sehenswürdigkeiten im Alleingang zu entdecken, beginnt man ebenfalls beim Glockenturm, wirft einen Blick zur Schloßbergbahn und wandert weiter zu den "Kasematten" (ehemalige Vorratsräume), über welchen sich im 16. Jh. das Haus des Schloßberghauptmannes erhob - heute stimmungsvolle Kulisse für Konzert-, Opern- und Theaterereignisse.
Von den Kasematten zum Gipfelplateau und weiter zum gotischen Burgtor. Angesichts des großen Tores, das erst vor kurzem wiederentdeckt wurde, fällt es nicht schwer, sich den mächtigen zinnengekrönten Torturm vorzustellen, der hier im Mittelalter stand. Von der Fernbergerbastei gelangt man entlang der Festungsmauern zur Stallbastei und schließlich zum Uhrturm.
Die Schloßbergbahn (60% Steigung !) zieht seit über 100 Jahren die Besucher an und auch die weniger gehfreudigen sind damit schon nach kurzer Fahrt über den Berg und am Gipfelplateau, wo man entweder in die Geschichte des Schloßbergs eintauchen oder die prächtige Aussicht auf Graz und die umliegende Steiermark genießen kann.
Der Herberstein-Garten
Die "Hängenden Gärten von Graz". Hier erholt man sich am besten, wenn das Stadtgetümmel zu anstrengend wird. Vom Fuße des Berges führt ein romantischer Weg zum Herbersteingarten - mit jeder Kehre erhebt man sich höher über die einzigartige Ziegeldachlandschaft und kann seine Nase in den südlichen Wind stecken. Dieser Wind ist es auch, der seit 1839 auf den romantischen Sonnenterrassen Mittelmeerpflanzen wie Feigenbäume, Zitronenbäume, Granatapfelsträucher, Ginkgobäume und Glyzinien gedeihen läßt.
Ein paar Meter weiter, am Schloßbergsteig, blüht das Edelweiß und erinnert daran, daß man immer noch in den Alpen ist.
Heißer Tip: Liebesbekundungen fallen hier auf besonders fruchtbaren Boden. Wie heißt es doch so schön: Graz, Österreichs heimliche Liebe.
Die Schloßberg-Visionen
Einst war der Schloßberg Bollwerk gegen anstürmende Feinde. Heute soll er zentrale Attraktion und Mittelpunkt der Stadt Graz werden. Teil einer Kulturachse, die als Wegweiser durch die geistigen Errungenschaften der Stadt führt. Ein erster Schritt ist bereits getan: Der Hauptstollen des Schloßberges, Zentrum dieser Kulturachse, wird in absehbarer Zeit für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Weitere Schritte folgen. Nicht nur im Inneren des Berges, sondern auch außen: Kunsthaus und Restaurant als zukunftsweisendes architektonisches Zeichen ? Gartenanlagen nach den Vorlagen des Freiherrn von Welden ? Die Erschließung der mystischen Kräfte des Berges ?
Die Jahrtausendwende scheint dazu geeignet, visionärem Denken auch visionäre Taten folgen zu lassen...